
© Andreas Labes
"Gerade in Zeiten der Unsicherheit, von Krieg und Krise hat Literatur eine wichtige Rolle, ob sie sich nun als Diskursraum versteht, Alternativen zur Realität aufzeigt oder auch Zufluchten bietet. Katerina Poladjan berichtet in ,Zukunftsmusik‘ aus einer Gemeinschaftswohnung in der Sowjetunion zu Beginn der Ära Gorbatschow, deren Figuren sie wie auf der Theaterbühne inszeniert, mit Ausflügen ins Fantastische. Das ist vergnüglich und heiter – der Blick auf die Aufbruchsstimmung von Glasnost und Perestroika muss angesichts des Rückfalls Russlands in die Diktatur aber auch bedrücken. Ich gratuliere Katerina Palodjan herzlich zu dieser Auszeichnung."
- Statement Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn -
Den Rheingau Literatur Preis 2022 erhält die Schriftstellerin Katerina Poladjan für ihren Roman „Zukunftsmusik“. Katerina Poladjan wurde in Moskau geboren, wuchs in Rom und Wien auf und lebt in Deutschland. Sie schreibt Theatertexte und Essays, auf ihr Prosadebüt „In einer Nacht, woanders“ folgte „Vielleicht Marseille“, und gemeinsam mit Henning Fritsch schrieb sie den literarischen Reisebericht „Hinter Sibirien“. Sie war für den Alfred-Döblin-Preis nominiert wie auch für den European Prize of Literature und nahm 2015 bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt teil. Für „Hier sind Löwen“ erhielt sie Stipendien des Deutschen Literaturfonds, des Berliner Senats und von der Kulturakademie Tarabya in Istanbul. 2021 wurde sie mit dem Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund ausgezeichnet. „Zukunftsmusik“ stand auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse 2022.
Die Jury
Andreas Platthaus, Künstlerischer Leiter des Rheingau Literatur Festivals, Leiter das Ressorts „Literatur und literarisches Leben“ der F.A.Z.
Prof. Dr. Heiner Boehncke, Publizist und Literaturwissenschaftler
Dr. Viola Bolduan, ehemalige Feuilletonchefin Wiesbadener Kurier
Dr. Alf Mentzer, Literaturredakteur hr2-kultur
Shirin Sojitrawalla, Literatur- und Theaterkritikerin
„Mit ‚Zukunftsmusik‘ ist Katerina Poladjan ein vielstimmiges Gesellschaftsporträt gelungen. Es erzählt von einem einzigen Tag des Jahres 1985 in einer sowjetischen Gemeinschaftswohnung. Mittelpunkt sind Frauen aus vier Generationen einer Familie. Der Roman lotet im Zusammenspiel mit Motiven der russischen Literatur Schicksale aus, die mit dem Tod des Generalsekretärs Konstantin Tschernenko und dem Amtsantritt von Michail Gorbatschow vor einem Umbruch stehen: politisch wie privat. ‚Zukunftsmusik‘ erinnert an einen Moment der jüngeren Geschichte, in dem alles möglich schien.“
- aus der Jurybegründung -
Die bisherigen Preisträger
Stefanie Menzinger, „Schlangenbaden“ (1994)
Ulla Berkéwicz, „Mordad“(1995)
Herbert Maurer, „Ein Rabenflug“ (1996)
Thomas Meinecke, „Tomboy“ (1997)
Hella Eckert, „Hanomag“ (1998)
Thomas Lehr, „Nabokovs Katze“ (1999)
Peter Stamm, „Agnes“ und „Blitzeis“ (2000)
Bodo Kirchhoff, „Parlando“ (2001)
Robert Gernhardt, „Im Glück und anderswo“ (2002)
Reinhard Jirgl, „Die Unvollendeten“ (2003)
Ralf Rothmann, „Junges Licht“ (2004)
Gert Loschütz, „Dunkle Gesellschaft“ (2005)
Clemens Meyer, „Als wir träumten“ (2006)
Antje Rávic Strubel, „Kältere Schichten der Luft“ (2007)
Ursula Krechel, „Shanghai fern von wo“ (2008)
Christoph Peters, „Mitsukos Restaurant“ (2009)
Jochen Schimmang, „Das Beste, was wir hatten“ (2010)
Josef Haslinger, „Jáchymov” (2011)
Sten Nadolny, „Weitlings Sommerfrische“ (2012)
Ralph Dutli, „Soutines letzte Fahrt“ (2013)
Stephanie Bart, „Deutscher Meister“ (2014)
Klaus Modick, „Konzert ohne Dichter“ (2015)
Saša Stanišić, „Fallensteller“ (2016)
Ingo Schulze, „Peter Holtz. Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst" (2017)
Robert Seethaler, „Das Feld" (2018)
Dörte Hansen, „Mittagsstunde" (2019)
Annette Penth, „Alles was Sie sehen ist neu" (2019)
Judith Hermann, „Daheim" (2021)